Wien, 25. August 2020
Kühlen mit der Heizung? Klingt unlogisch, ist aber mit Wärmepumpe ohne großen Mehraufwand möglich – und oft eine umweltfreundlichere Alternative zur Klimaanlage.
Fast jedes Haus hat eine Heizung, doch nur ein kleiner Teil aller Wohnungen ist auch mit einer Klimaanlage ausgestattet. Wenn im Hochsommer die Temperaturen steigen, fühlt man sich trotz Ventilatoren und nächtlichem Lüften einfach nicht mehr wohl in den eigenen vier Wänden. Aber lohnt sich in unseren Breiten die Anschaffung einer Klimaanlage für ein paar hitzeintensive Wochen? Auch der Betrieb einer rein strombetriebene Klimaanlagen ist oft kostspielig. Eine Alternative ist das Heizen und Kühlen mit einer Wärmepumpe.
Der große Unterschied besteht dabei darin, dass bei herkömmlichen Klimaanlagen gekühlte Luft über einen oder mehrere Geräte an den zu kühlenden Raum abgegeben wird. Beim Kühlen mit einer Wärmepumpe wird der Raum hingegen über die Wasserleitungen des Heizungssystems gekühlt. Das verbraucht deutlich weniger Strom. Man unterscheidet dabei zwischen einer aktiven Kühlung und dem passiven Kühlen.
Intensiv oder natürlich kühlen?
Ein aktives Kühlen ist grundsätzlich mit jeder Art von Wärmepumpe – also Luft-, Wasser- oder Erd-Wärmepumpe – möglich. Dabei wird der Wärmekreislauf umgekehrt, die Wärmepumpe funktioniert dann ungefähr wie ein Kühlschrank. Während vorher z. B. bei einer Luftwärmepumpe die Wärme der Außenluft entzogen wurde, so wird nun die Wärme der Innenluft entzogen und nach draußen abgeführt. Beim aktiven Kühlen lassen sich problemlos angenehm kühle Innentemperaturen von 20°C erzeugen. Dafür benötigt man eine sogenannte reversible Wärmepumpe, die in der Anschaffung nicht wesentlich teurer ist als eine, die „nur“ heizen kann – unbedingt beim Wärmepumpenkauf beachten! Manche Modelle können auch mit Kühlpaketen nachgerüstet werden – Auskunft darüber erhalten Sie beim Hersteller oder Ihrem MeineHeizungs-Installateur.
Eine besonders umweltfreundliche Variante ist das passive Kühlen oder „natural cooling“, welches mit einer Erdwärmepumpe möglich ist. Das Erdreich, das hier als Kältequelle dient, hat in Tiefen von mehr als acht Metern ganzjährig eine Temperatur von etwa 9 bis 10°C. Damit ist es nicht nur während der Heizsaison eine hervorragende Wärmequelle, sondern auch im Sommer ein ausgezeichnetes Kältereservoir, sodass das gleiche System im Sommer zur Kühlung genutzt werden kann. Dabei wird im Vergleich mit Klimaanlagen und aktivem Kühlen nur wenig Energie benötigt; allerdings ist die Leistungsfähigkeit von passivem Kühlen auch eingeschränkt – vor allem zum Ende des Sommers hat das Erdreich erfahrungsgemäß mehr Wärme gespeichert und die Kühlleistung nimmt ab.
Mit welchen anderen Geräten wird die Wärmepumpe kombiniert?
Zu beachten ist, an welches Wärme- und Kälte-Abgabesystem die Wärmepumpe gekoppelt ist: Mit klassischen Heizkörpern ist eine Kühlung aufgrund der kleinen Oberfläche nur bedingt möglich. Über Flächenheizsysteme, wie Fußboden-, Wand- oder Deckenheizungen kann der Raum jedoch angenehm gekühlt werden. Die Kühlung erfolgt hier zugfrei und ohne störende Geräusche, ein zusätzlicher Errichtungsaufwand wie bei Klimaanlagen fällt weg. Damit der zulässige Taupunkt von 20° nicht unterschritten wird, schaltet sich die Wärmepumpe ab dieser Temperatur ab. Ansonsten bestünde die Gefahr, dass die Feuchtigkeit der Raumluft auf dem Fußboden kondensiert und diesen beschädigt.
Die höchste Kühlleistung lässt sich jedoch mit sogenannten Gebläsekonvektoren erzielen. Diese Niedrigtemperatur-Heizkörper sehen ähnlich wie klassische Heizkörper aus, können aber Dank eingebauter Ventilatoren effektiver kühlen und mit niedrigeren Systemtemperaturen heizen. Dadurch besteht auch nicht die Gefahr von Kondensation, und ein schnelleres Kühlen ist möglich.
Wird die Wärmepumpe mit einer Photovoltaikanlage kombiniert, ergibt sich gerade beim Kühlen noch ein weiterer Vorteil: Die Photovoltaikanlage produziert besonders an den langen Sommertagen viel Strom, der dann für die Kühlung zur Verfügung steht.